…die Vielfalt der Toscana
“Warum immer die Toscana”, diese oder ahnliche Frage höre ich sehr oft, wenn wir im Kreise von Kollegen und Weinfreunde über Italien diskutieren. Was viele nicht wissen, vielleicht nicht verstehen ist, dass ich in diesen Teil Italiens einfach verliebt bin. Dies, weil dieser Region trotz aller, teilweise auch positiven Veränderungen, die fantastische Lebensfreude, die vielgepriesene Ernsthaftigkeit und der typische Charme der wahren Toscaner erhalten geblieben ist.
Einer der wichtigsten Erwerbszweig in der Toscana ist der Weinbau. Deren teilweise traditionelle und doch neuzeitlich orientierte, moderne Kellertechnik ermöglicht allen Interessierten ernsthafte, professionell geführte, sehr vielfältige, ernsthafte und doch genussvolle Weindegustationen. Die Vielfalt der toscanischen Weinlandschaft und die Sortenvielfalt ist schlicht überwältigend. Wobei nach meinem Gusto nur noch wenige echte Chianti’s produziert werden. Der Chianti ist doch seit jeher ein nicht zu alkoholreicher, ziegelroter Landwein der zu jeder Tageszeit nicht zu warm (13 – 16° C) getrunken wird. Mir ist sehr wohl bewusst, dass ich mit dieser Meinung nicht sehr viele Freunde habe.
In der jüngeren Vergangenheit liessen sich viel der jungen Winzer, zu meinem ganz persönlichen Leidwesen, von teilweise selbsternannten “Weingurus” dazu verführen, voluminöse plumpe “Einheitssuppen herzustellen“, Das Wort “herzustellen“ benutze ich sehr bewusst, nur will ich im Moment nicht weiter auf diese Thematik eingehen. In den letzten Jahren habe ich zu meiner grossen Freude aber feststellen dürfen, dass sich die meisten Weinproduzenten wieder zurück auf ihre eigentlichen Ursprünge besonne haben, dabei jedoch die zuvor erwähnten neuzeitlichen Keltertechniken, und ganz wichtig, den Kundengeschmack mit zu berücksichtigen.
Ein weiteres interessantes und bestens bekanntes Produkt ist das Olivenöl. Auch da existieren die verschiedensten Meinungen und Studien über die Art der Produktion. In der Regel wird auf vielen Weinbaubetrieben auch das herrlich-aromatische toscanische Olivenöl produziert. Fest steht, dass genau dieses Olivenöl das markanteste von allen italienischen Olivenölen ist. Vor allem in den Export kommen meistens nur die “Olio Extravergine”. Auf den grossen Olivenbaum Plantagen werden die Oliven nicht mehr von Hand gelesen, sondern die Olivenbäume werden mit den grossen Rüttelmaschinen am Stamm gepackt und mit enormen Rüttelkräften geschüttelt. Dass dabei auch viel Laub und Zweige mit in die aufgespannten Tücher fallen ist die logische Konsequenz dieser Ernteart. Ob das zur Qualitätssteigerung des unverfälschten Öles beiträgt, bezweifle ich jedoch sehr.
Im Verlauf der vergangenen Jahre hat sich im Gebiet des Chianti still und fast unbemerkt, der Erwerbszweig “Agriturismo” entwickelt. So nach und nach hat er sich nun in allen von der Landwirtschaft geprägten Gebieten ausgebreitet. Man kennt das aus dem Angelsächsischen Raum als Bed and Breakfast. Entwickelt hat sich dieser Erwerbszweig anfänglich aus einer angenehmen Notsituation heraus. Vor allem dann, wenn Kunden die etwas abgelegenen Weingüter besuchten, um dort an den geplanten Wein-Degustationen teilzunehmen. Die Teilnehmer hätten anschliessend noch in ihr Hotel oder Albergo zurück fahren sollen. Nur war das zu riskant nach dem umfassenden, fachlichen verkosten der ausgewählten Weine. So hatte sich der “Agriturismo“ langsam aber sicher angefangen zu entwickeln, ausgelöst durch eine bereits erwähnte angenehme Notlage. Die Besucher konnten in Zimmern des Weingutes übernachten.
Zwischenzeitlich hat sich “Agriturismo” immer mehr perfektioniert und sich zu einer äusserst interessanten und ertragreichen Einnahmequelle der Weingüter und Landwirtschaftsbetriebe gewandelt. “Urlaub auf dem Weingut“ oder “Auf dem Bauernhof” wird gegenwärtig professionell durch Reiseunternehmen, aber vor allem durch die Weingüter selber vermarktet. Der interessierte Urlauber kann so einen wunderschönen Urlaub in neuzeitlich eingerichteten Zimmern oder Wohnungen verbringen. Dies in einer der schönsten Gegenden Italiens, frei von jeglicher Hektik, Lärm und dem in Ferienorten üblichen Rambazamba. Nach Florenz und Siena sind die Distanzen kurz und das Strassennetz ist gut ausgebaut ohne den reizvollen Charakter der Toscana zu zerstören. Es gibt für jeden Geschmack und Fitness-Stand wunderbare Möglichkeiten, einzigartige Wander- oder Radtouren zu unternehmen. Also richtig aktiven, nachhaltigen Erholungsurlaub zu geniessen. Packen Sie die Chance, informieren Sie sich über diese interessante, nicht alltägliche Möglichkeit des “anderen Urlaubes“ Ich wünsche Ihnen viel Freude dabei.